Freitag, 8. Januar 2016

Batman: Arkham Knight

          – Eine Fledermaus wird erwachsen –



Lang lang ist’s her. Damals im fernen Jahre 2009 erschien mit Arkham Asylum ein Spiel aus dem Nichts und begeisterte die Massen. Der Nachfolger Arkham City machte dann alles noch größer, schöner und besser. Und jetzt kommt, 6 Jahre nach dem Anfang, endlich das große Finale. Stellt sich nur die Frage: Ist die Fledermaus noch so lebendig wie einst oder bleibt zum Schluss nur der langsame Zieleinlauf mit dem Rollator?


Die Leute in Gotham werden einfach zu schnell aggressiv.
Eins ist jedenfalls sicher: Gotham City hat ein Problem. Mal wieder. Mal wieder wird die Stadt bedroht, mal wieder laufen überall irre Verbrecher herum und mal wieder kann nur ein Mann mit einer etwas eigenartigen Vorliebe für enge Kostüme sie alle retten. Man könnte schon hier einsetzen und sich fragen, was eigentlich die staatlichen Sicherheitsbehörden so den ganzen Tag treiben, wie eine Stadt so verrückt sein kann nur einer einzigen Person ihr Schicksal anzuvertrauen oder warum um alles in der Welt diese eine Nacht in der das alles geschieht so verdammt lang dauert. Aber hey – es ist das Lizenzspiel zu einem Comic und kein Fledermaussimulator 2016. Lässt man sich also auf dieses Setting ein, dann wird man auch belohnt. Und wie: Mit einer grandiosen Inszenierung, einer für Games sehr guten Story (über die ich hier nichts schreiben werde, da ich nicht spoilern möchte), einer unglaublich stimmigen Spielwelt und mit dem altbekannten und noch immer unglaublich befriedigenden Kampfsystem. 

Bruce Wayne hat ein Problem: Er schlägt gern andere Menschen.
Klar, in den vergangenen sechs Jahren hat so manches Spiel dieses System versucht zu kopieren, doch das Original ist noch immer unerreicht. Und das will schon was heißen, schließlich ist „so manches“ Spiel äußert großzügig gemeint. In Arkham Knight wird wieder geprügelt, geschlichen und geflogen, wie es schon aus den beiden herausragend guten Vorgängern bekannt ist. Dazu sammeln wir auch wieder Erfahrungspunkte, steigen im Level auf und verbessern damit Batman so lang, bis er eine unaufhaltsame Kampfmaschine ist, die selbst locker Gruppen von 40 oder 50 Leuten wie eine Mischung aus Bruce Lee und dem Undertaker überrollt.  Das macht auch wieder genauso viel Spaß wie schon in Arkham Asylum und Arkham City – wohl auch, weil sich daran absolut nichts geändert hat. Hier und da ist jetzt ein Feind mal elektrisch geladen oder hält ein paar mehr Schläge aus, aber im Grunde hackt man als Spieler einfach wieder unkontrolliert auf das Gamepad ein und freut sich über die Tatsache, dass man der krasseste Typ wo geben tut ist.


Macht brumm und bumm - das Batmobil.
Natürlich braucht so ein krassester Typ wo geben tut auch ein geil aufgemotztes Mobil – das Batmobil! Ohne dieses kann man sich den dunklen Ritter spätestens seit Christopher Nolans eher mäßig geendeter Trilogie eigentlich gar nicht mehr vorstellen und wohl auch deshalb erinnert der virtuelle Nachbau doch sehr stark an die Filmvorlage. Es sei denn man aktiviert einen der vollkommen unnötigen Skins, die mit im völlig unnötigen Season Pass enthalten sind. Aber ganz egal wie dieses wohl übertrieben sündhaft teure Gefährt dann auch aussehen mag – für den ersten Moment ist es auf jeden Fall verdammt cool. Für den ersten Moment sage ich, weil danach noch unzählige Momente folgen, in denen man sich Straßenschlachten mit Panzer-Drohnen liefert, durch merkwürdige Kurse düst oder ganze Wände mit diesem Monster von Fahrzeug einreist. Per se ist all das auch wirklich nicht schlecht, doch die schiere Masse mit der das Batmobil eingesetzt wird nervt irgendwann nur noch. So mal es absolut keinen Sinn macht sich damit fortzubewegen, ist man in der Luft gleitend doch deutlich schneller und auch sicherer. Immerhin kann man mit dem Batmobil angenehm viel der Umgebung zerstören und sogar ganze Autos zerquetschen oder Betonpfeiler einreißen. Zwar mag das nicht über den viel zu häufigen Einsatz des Autos hinwegtäuschen aber hey – es sieht geil aus!

Wo wir gerade bei Dingen sind, die kaputtgehen können, da können wir auch gleich mal über die grausige PC-Umsetzung sprechen. Die ist nämlich auf dem langen (oder hier wahrscheinlich zu kurzen) Weg der Portierung mächtig zu Bruch gegangen. Zunächst aber muss erst einmal festgestellt werden, dass Batman: Arkham Knight fantastisch aussieht. Die Regeneffekte sind der Wahnsinn, die Lichtstimmung ist wundervoll düster und alle diese unzähligen Grafikeffekte beeindrucken wirklich und bieten damit insgesamt eines der schönsten Spiele dieser Konsolengeneration.
Wochenversammlung des "Fledermausfreunde e.V."
 Nur irgendwie lässt sich das ganze halt schwer genießen, wenn man auf dem PC dann bei 10 Bildern pro Sekunde durch die Lüfte ruckelt, nur um am Ende festzustellen, dass das Spiel jetzt gern eine Pause hätte und deshalb abstürzt. 
Inzwischen mögen die schlimmsten Aussetzer behoben sein und die Software auch auf meinem Mittelklasse-PC halbwegs flüssig laufen, aber ein technisch rundes Ding wird Arkham Knight auf dem Heimcomputer nie werden. Selbst in der aktuellen Version, die ja nun auch endlich wieder verkauft werden darf, gibt es immer wieder Ruckler und Abstürze, merkwürdig matschige Texturen und komische Spielfehler, die so wohl nicht geplant waren. Wer die Wahl hat sollte also zu der Konsolenversion greifen und sich damit eine Menge Ärger ersparen.


Die Fledermaus fliegt in den verdienten Ruhestand.
Alles in allem fühlt sich Arkham Knight wie das würdige Ende einer herausragenden Trilogie an. Ja, die Fledermaus ist tatsächlich erwachsen geworden, auch wenn das Batmobil herrlich in das eingangs erwähnte Bild des alten Batman mit seinem Rollator passt. Gerade die bärenstarke Inszenierung begeistert über die locker 24 Spielstunden der Hauptgeschichte pausenlos. Selten habe ich in einem Spiel so viele großartige Gänsehautmomente erlebt, selten wurde ich selbst außerhalb der Missionen so oft durch tolle Momente begeistert. Natürlich muss ich zugeben, dass ich hier als absoluter Batman-Fanboy spreche. Doch auch wenn da kein verkleideter Bruce Wayne über den Bildschirm huschen würde, könnte ich nur wenig Schlechtes über diesen Titel sagen. Es ist einfach eines dieser Spiele, die man als Gamer mal gespielt haben sollte und – zumindest für mich – einer der besten Titel der aktuellen Konsolengeneration. Am Ende der Arkham-Reihe bleibt zu sagen, dass es ein verdammt geiler Ausflug nach Gotham City war. Schade nur, dass damit jetzt erstmal Schluss ist.

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