Um regelmäßig Fifa zu spielen muss ein Mensch mehrere Charaktereigenschaften mitbringen, die es ihm oder ihr ermöglichen, jeden Tag die Höllenqualen des virtuellen Fußballs zu überleben. Zu allererst muss man masochistisch veranlagt sein. Für die, die mit derartigen Fremdworten nichts anfangen können: Dieses Video erklärt ziemlich passen, was ein Masochist so treibt. Wer keine seelischen und körperlichen Schmerzen aushält, der rennt spätestens nach 5 Minuten auf dem virtuellen Platz weinend in den Keller um sich dort zu erhängen. Denn wenn Fifa eins nicht ist, dann fair. Ständig pfeift der Schiedsrichter totalen Mist, ständig reagiert der Controller völlig falsch und die eigene Mannschaft macht eh nie was sie soll. Das hält man, wenn man wirklich gewinnen will, als normaler Mensch nicht aus. Und selbst der gemeine Masochist hat damit zu kämpfen. Ich erlebe mich fast täglich, wie ich fluchend vor dem PC sitze, den Bildschirm anschreie und schlussendlich mit einem Druck auf ALT+F4 das Spiel beende. Jeden verdammten Tag. Man startet Fifa nicht mit der Absicht danach glücklich zu sein. Man startet Fifa im vollen Bewusstsein, dass man danach mit einem Puls von 180 am liebsten den Gegenspieler verprügeln würde. Und trotzdem startet man es.

Man muss ein Adrenalinjunkie sein. Oder zumindest muss man mit einer Menge Adrenalin im Blut leben können, denn diese ständige Anspannung, die totale Konzentration und diese blanke Panik, wenn der Gegner sich in den eigenen Strafraum dribbelt, in diesen Momenten spuckt der Körper Adrenalin aus wie sonst nur wenn man gerade an einem Seil hängend von einem Hochhaus springt. Man beginnt am ganzen Körper zu zittern, der Schweiß fängt an der Stirn herunterzulaufen und man befindet sich in einem Zustand der totalen Immersion. Man ist der Spieler! Ich will nicht erleben, was passiert, wenn ich solchen Momenten der Strom ausfällt oder man einfach nur irgendwie abgelenkt wird. Vermutlich ergibt sich dann eine Eruption ähnlich der des eines Supervulkans, der die halbe Erde in Asche hüllt. Doch die totale Konzentration auf diesen Moment, sie kann sich auch auszahlen, wenn man die Situation im eigenen Strafraum klärt, das Tor schießt oder den Elfmeter verwandelt. Das sind diese Momente, von denen Fifa lebt. Das totale Abtauchen in den virtuellen Rasen. Wer auf Adrenalin und Anspannung steht, der wird Fifa lieben. Vorausgesetzt er bringt noch eine letzte, sicher nicht unwichtige Eigenschaft mit.

Und so ist das Bild des Fifa-Spielers am Ende recht klar gezeichnet. Ein masochistischer, perfektionistischer, fußballvernarrter Adrenalinjunkie mit dem gewissen Quäntchen Wahnsinn. Eben Leute so wie ich. Und wie die Millionen anderen Fifa-Freunde da draußen. Und auch wenn ich mich jeden Tag wieder selbst dafür Hasse, dass ich dieses Spiel überhaupt gestartet habe, so liebe ich es auch jeden Tag, wenn ich es starten kann. Und deshalb gehe ich jetzt eine Runde Fifa spielen, das solltet ihr vielleicht auch einfach mal ausprobieren. Wenn ihr wahnsinnig genug seid!
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