Freitag, 20. April 2012

Das Ende von Mass Effect

         – Ich lebe noch! –


Nun ist es auch für mich vollbracht! Das Ende der locker 100-stündigen Saga ist an meinen Augen vorbeigezogen und hat mich fragend zurückgelassen. Fragend, wie sich das Universum wohl weiter entwickelt und aber auch fragend, wieso alle so einen Hehl um das Ende machen. Mein nicht ganz spoilerfreies Resümee von der wohl besten Videospielsaga aller Zeiten!


Was war das für ein Aufschrei. Die ganze Serie habe Bioware zerstört, die schöne Story zunichte gemacht und die eigentlich so genialen Spiele ad Absurdum geführt. Und all das mit den letzten 30 Minuten. Nun ja, was soll ich sagen? Ich habe es nun auch erlebt, dieses ominös schlechte Finale. Mein Fazit: Ich lebe noch. Und mein glaube an gute Storys auch. Sicher hätte man es besser inszenieren können, doch hat es einen nicht gänzlich unbefriedigt zurückgelassen. Alle wichtigen Storystränge wurden zu einem guten und vor allem logischen Ende geführt, alle offenen Fragen wurden mit Sinn, Verstand und vor allem Herz geklärt und nicht zuletzt konnte man sich von allen so sehr geliebten Charakteren verabschieden. Sicher, die große Frage, wie es mit dem Universum weitergeht wurde nicht geklärt, aber seien wir doch einmal ehrlich: ist das wichtig? Wir haben in Form von Commander Shepard so viel erlebt. Locker 100 Stunden haben wir an seiner Seite für die Rettung der Welt und all den Planeten drum herum gekämpft. Wir haben Charaktere kennen, lieben und hassen gelernt, wir haben Entscheidungen epochalen Ausmaßes treffen müssen, wir konnten unzählige Planeten erforschen, wir konnten über die Zukunft von Milliarden Individuen entscheiden und wir konnten mit einer ganzen Menge an Frauen schlafen. Können dreißig sicher nicht genial gelungene Minuten wirklich über 100 Stunden pure Unterhaltung richten? Sicherlich können sie viel zerstören, sie können enttäuschen und sie können Erwartungen mit den Füßen treten. Doch sie können mir nicht den Spaß, die Spannung, die Unterhaltung nehmen, die ich all die Stunden zuvor hatte. Nein, das können sie nicht.
Und das haben sie auch nicht. Mass Effect wird mir nicht mit seinem Ende im Gedächtnis bleiben. Es werden andere Momente sein die sich einbrennen. Momente in denen wahre Freunde ihr leben gaben, um das eigene zu schützen. Momente, in denen man scheinbar aussichtslos gegen noch so übermächtige Gegner kämpfte. Momente, in denen ich entscheiden konnte, ob eine Rasse leben oder sterben soll. Das sind Momente, wie sie nur Mass Effect hatte. Kein Grand Theft Auto, kein Skyrim und kein Alan Wake können je an dieses Niveau anknüpfen. Mass Effect steht im vermitteln von Emotionen ganz allein weit ab vom Feld der üblichen Spiele auf einem ganz eigenen Level. Nichts zuletzt dank den einmaligen Charakteren. Nie habe ich mich so gut emotional binden können. Garrus war ein weitaus bessere Freund als all die Kumpanen aus jedem Grand Theft Auto zusammen. Bioware hat eine einmalige Gabe virtuelles Leben glaubwürdig, ehrlich und vor allem menschlich zu machen. Und das sogar bei Nicht-Menschen.
Doch Mass Effect hat noch deutlich mehr ausgezeichnet als „nur“ die Figuren. Es waren vor allem auch die Entscheidungen, die mich immer wieder über Stunden grübeln ließen. Töte ich die eine Rasse um die andere zu retten, oder mache ich es lieber umgekehrt? Ist die gute Antwort immer die richtige? Sollte man hin und wieder auch mal ein Arschloch sein? Immer wieder stellte ich mir diese Fragen. Immer und immer wieder. Viele sagen, die Entscheidungen haben am Ende keine sonderlichen Auswirkungen gezeigt. Das ist wahr, aber mir auch völlig egal. Es ging mir um das Gefühl, die Entscheidung zu treffen. Ich musste die Folgen nicht sehen, es reichte mir bereits sie zu fühlen. Zum Ende hin beispielsweiße muss man sich entscheiden ob entweder die Quarianer oder die Geth leben sollen. Ich entschied mich für die Geth und als ich dann die letzten Quarianer fallen sah, wusste ich, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe. Lacht mich aus und macht euch lustig, aber ich habe mich noch Tage danach schlecht gefühlt. Solch starke Gefühle kann nur Mass Effect auslösen!


Abseits von all den Gefühlsduseleien gab es aber auch eine ganze Menge an Action! Kämpfe über Kämpfe, gegen Menschen, Aliens, Maschinen und Alienmaschinen. Und all die Kämpfe waren sau geil! Dank der Möglichkeit das Geschehen zu pausieren und den zwei Mitstreitern Befehle zu geben bekamen die Kämpfe eine taktische tiefe, wie sie nur selten in „gewöhnlichen“ Third-Person-Shootern anzutreffen ist. Sicher, es ginge sicher noch ein wenig dynamischer und unterhaltsamer, aber mir hat das völlig ausgereicht.
Tatsächlich gibt es nur sehr wenig, was mich an dieser Trilogie wirklich gestört hat. Ich hätte gern auch in den Teilen zwei und drei noch die Möglichkeit gehabt, jeden Planeten anzusteuern, auch wenn es dort nichts gibt. Bioware hätte sich und uns sicherlich auch einen Gefallen getan, wenn man auch einmal eine unzerstörte Erde besuchen hätte können. Aber das sind wahrhaftig Makel, nach denen ich suchen muss. Diese Reihe hat verdammt wenige Fehler. Sicher ist sie nicht perfekt – das ist kein Spiel dieser Welt – aber sie verdammt nah dran.
Nachdem ich nun also das Ende gesehen habe und die Geschichte rund um Commander Shepard ein für alle Mal beendet ist kann ich nur Danke sagen! Danke, für all die großartigen Stunden, Danke für all die Emotionen, Danke für all den Spaß und Danke für all die Action. Bioware hat hier die sicherlich beste Reihe dieser Konsolengeneration abgeliefert – und das will schon was heißen. Und dass diese Spiele verdammt gut sein müssen merke ich vor allem daran, dass ich als eigentlich totaler Science-Fiction-Muffel mich so in das Universum vertiefen und verlieren konnte. Danke Bioware, danke Mass Effect, danke Commander Shepard. Es war toll!

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