Montag, 30. Juli 2012

DayZ

         – Der Tod reist mit –

Wenn eine Mod von fast einer Million Menschen gespielt wird, dann muss das eine verdammt gute oder zumindest wirklich originelle Mod sein. DayZ ist beides und doch nichts davon. Es macht Spaß, es frustriert – es ist spannend, es langweilt – es ist motivierend, es demotiviert. Kurz: Es ist einzigartig. Eine kleine Sammlung meiner DayZ-Geschichten, verpackt in einer Erklärung, wieso diese Mod wie keine andere ist.

Ich erwache irgendwo in Osteuropa am Strand. Ich sehe einen Leuchtturm auf einer Insel, am Horizont eine kleine Hanfenanlage und am Himmel die Sonne untergehen. Außer einigen Bandagen, einem Schmerzmittel und einer Taschenlampe trage ich nichts bei mir. Ich habe keine Ahnung wo ich bin und was ich tun muss, also tue ich das, was jeder in dieser Situation machen würde: ich laufe einfach los. Zu der Hafenanlage, die ich da am Horizont sehe.
Bis ich dort angekommen bin ist es dunkel geworden. Sehr dunkel. Ich muss die Taschenlampe anschalten – aber nur wie? Umständlich auf jeden Fall. Als ich es herausgefunden habe sehe ich plötzlich eine Person einige Meter vor mir, doch diese Person – sie ist kein richtiger Mensch, nein, sie ist ein Zombie. Ein verdammt schneller Zombie, der sich dazu entschieden hat direkt auf mich zuzurennen. Ich entscheide mich zu flüchten und nehme die Beine in die Hand. Doch bevor ich losrennen konnte wurde ich bereits attackiert. Blutend, unter Schock stehend und panisch renne ich vor dem Zombie weg – also das heißt ich versuche es. Denn er lässt sich nicht abschütteln. Nach einigen Minuten verzweifelter Verfolgungsjagd habe ich so viel Blut verloren, dass ich nur noch verschwommen sehe. Alles verschwimmt in einem grauen Schleier, der Zombie scheint immer näher zu kommen und mein erster Tod auch. Als meine letzten Kräfte ausgegangen sind verliere ich das Bewusstsein und sinke zu Boden. Der Zombie schmeißt sich auf mich und beginnt an mir zu nagen. Wenige Sekunden später bin ich tot.


Scheiße, ist das Spiel krank denke ich mir. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ein einziger Gegner jagt mich minutenlang durch die Nacht bis ich verblute. DayZ ist brutal und kennt keine Gnade – das war mir von da an bewusst. Und etwas anderes auch: ich musste mich vorbereiten. Ich musste mir eine Karte besorgen um herauszufinden wo ich starte, ich muss herausfinden wo sich gute Ausrüstung finden lässt und vor allem musste ich herausfinden wie man Zombies geschickt umgeht. Anders hat man in der Mod für ARMA 2 keine Chance. Ich beginne also mein erstes „richtiges“ Spiel.


Und dort läuft es wirklich gut. Schnell finde ich etwas zu Essen und sogar eine Waffe inklusive Munition. Gut ausgerüstet will ich mich jetzt in ein Dorf wagen und gehe dabei so vorsichtig wie möglich vor. Mit einer Axt im Anschlag (die ist leise und lockt im Gegensatz zu Schusswaffen keine Zombies an) krieche ich über ein Feld in Richtung erstes Haus. Es dauert dennoch nicht lang, da steht der erste Zombie vor mir. Ich schlage zu und er fällt tot zu Boden. Mehr kommen hinzu. Plötzlich attackiert mich einer von hinten und bricht mir dabei mein Bein. Ich falle zu Boden und kann von nun an nur noch kriechen.
Dann bemerke ich, dass mir meine Getränke ausgegangen sind – was ein großes Problem darstellt, denn ich war kurz vorm verdursten. Ich musste also etwas Trinkbares suchen, doch wie es das liebe Schicksal so will konnte ich nichts in den Gebäuden im Dorf finden. Ich musste mich also den Zombies stellen, die hin und wieder auch etwas Loot mit sich bringen. Mit einem gebrochenen Bein, kriechend, halb verdurstet und mit einer Axt bewaffnet (die Waffe hatte keine Munition mehr) stelle ich mich also den Untoten. Und – ich kann es selbst kaum glauben – ich kann alle besiegen. Wie in einem schlechten Film lässt tatsächlich der letzte Zombie eine Pepsi fallen, die ich sofort trinke. Und als ich gerade im Chat fragen wollte, ob mir jemand mein gebrochenes Bein wieder zu „bauen“ vermag, da sehe ich am Horizont zwei Leute laufen. Noch bevor ich aber meinen Hilferuf absetzen kann zücken diese ihre Waffen, setzen zwei gekonnte Schüsse ab und töten mich. Ohne ersichtlichen Grund, ohne Vorwarnung. Einfach so.
Wie auch schon nach meiner ersten Geschichte saß ich verdutzt und etwas wütend vorm Bildschirm. Mir war klar, dass nicht jeder in diesem Spiel friedlich sein würde – aber mich gleich ohne Grund töten – damit habe ich nicht gerechnet. Von da an wusste ich, woran es in DayZ wirklich ankommt. Auf eine Gruppe! Alleine hat man vielleicht eine Chance gegen die Zombies, aber nicht gegen die Banditen.
Mit einigen Freunden ging ich also einen weiteren Lauf, einen unvergesslichen Lauf an. Wir begannen in einer kleinen Truppe von drei Personen. Wir gingen gleich in die Stadt, denn dort gibt es die beste Versorgung und die besten Waffen. Nach und nach stießen wir auf andere Spieler – und auch wenn es unglaubwürdig klingt – sie waren freundlich! Wir schlossen uns zusammen und zogen schon bald zu acht durch die Apokalypse. Wir tauschten Vorräte aus, halfen uns gegenseitig bei gebrochenen Beinen, versorgten uns mit Bluttransfusionen und hatten auch so eine Menge Spaß. Zum Schluss zogen wir in eine Art unfertiges Parkhaus in der Nähe von Cherno, was eine der beiden großen Städte in Chernarus, der Welt von DayZ ist. Dort bauten wir uns eine Art Basis auf und verabschiedeten uns. Ein ganzer Tag in DayZ ohne zu sterben! Unfassbar. Leider ging der Server danach auch offline und nie wieder online. Schade.


Aber diese Geschichte zeigt, was DayZ wirklich ist. Ein psychologisches Experiment! Wer herausfinden möchte, wie er sich in der Zombieapokalypse verhalten würde, der spielt dieses Spiel. Es ist unfassbar spannend, sich vor den Zombies zu verstecken und jedem Mit- bzw. Gegenspieler misstrauisch gegenüber zu treten. Alles und jeder könnte einen hier töten und das schlimmste ist: man bleibt tot. Jeder Fortschritt geht beim ableben verloren und man beginnt jedes Mal wieder ganz von vorn. Man will einfach nicht sterben und gibt dafür alles. DayZ ist einmalig. Oberflächlich betrachtet mag es zwar nur ein Zombieshooter mit zu vielen Bugs sein, aber wer sich wirklich damit beschäftigt, der bemerkt, dass es ein Spiel ist, welches man so noch nicht gesehen hat. DayZ macht Spaß, es ist spannend und es ist unfassbar motivieren. Und das schönste: noch vor Weihnachten diesen Jahres soll angeblich eine Standalone-Version für unter 15€ kommen! Ich freu mich drauf. Und wer jetzt immer noch nicht heiß genug auf die Zombieapokalyspe ist, der schaut sich dieses Let’s Play von GameTube an, welches DayZ in seiner besten Form zeigt!

Comming soon: Dance Zombie

4 Kommentare:

  1. Immer wieder interessant, wie die Leute ihre ersten Stunden in DayZ erleben. Es wird mit mehr Mitspielern natürlich leichter, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es 4-5 Leuten auch deutlich langweiliger wird. Man fühlt sich einfach zu sicher und die einzige Gefahr sind dann bald nur noch die anderen Spieler.

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  2. Tatsächlich macht DayZ am meisten Spaß, wenn man nur zu zweit oder maximal zu dritt unterwegs ist. Das heißt aber nicht, dass man sich in großen Gruppen sicher fühlen kann. Gerade in den großen Städten kommt es immer wieder zu Situationen, in denen der ein oder andere einer großen Gruppe stirbt. Habe ich selbst schon erleben dürfen...
    Aber die Tatsache, dass es in großen Gruppen langweilig wird, geht vor allem darauf zurück, dass es derzeit keinen Endgame-Content in DayZ gibt. Man beschafft sich Waffen, Fahrzeuge und allerlei Nahrung, doch ist dies einmal erledigt hakt das Prinzip von DayZ noch gewaltig. Ich hoffe das Dean Hall und sein Team daran arbeiten und dieses Problem spätestens mit der Standalone-Version beseitigen.

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  3. natürlich kann man auch in der Gruppe sterben, aber dann packen die Kollegen den Krempel ein und man sprintet halt eine Weile durch die Wälder bis man wieder bei den anderen ist und seine Ausrüstung wieder einstecken kann. Der Tod ist also weit weniger tragisch. Das Problem mit dem Endgame-Content sehe ich ähnlich.

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  4. Du hast schon Recht, der Tod ist in der Gruppe nicht so schlimm. (Auch ein Satz den man nur im Zusammenhang mit Games sagen sollte..) Aber ich sehe das so: wenn es erst einmal ein lohnenswertes Ziel in DayZ zu erreichen gibt, welches eben erst nach längerer Spieldauer erreicht werden kann, dann sind Gruppen wiederum die bessere Wahl. Derzeit machen sie das Spiel sicher noch eher langweilig, aber auf Dauer sehe ich in den Gruppen den größeren Spaß. Jetzt gilt es halt abzuwarten, was die kommenden Patches und die Standalone-Version mit sich bringen.

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