Mit
einer halb leeren Flasche in der Hand sitzt Max Payne in seiner verwüsteten und
verdreckten Wohnung und schaut sich ein Bild seiner toten Familie an. Er
erinnert sich an das lachen seiner geliebten Frau und an das Spielen mit seiner
Tochter. Er denkt an Mona Sax, seine zweite große Liebe. Er erinnert sich, wie
all diese geliebten Menschen gestorben sind. Wie sie ermordet wurden. Max Payne
ist ein gebrochener Mann. Sein Leben besteht nur noch aus Alkohol und
Tabletten. Eigentlich will er nur noch sterben – doch er ist kein Feigling.
Anstatt
aus dem Leben zu fliehen, entscheidet sich Max in seinem dritten Auftritt dazu,
Bodyguard zu werden. Komische Berufswahl, für einen Ex-Cop, der alle die
er je liebte, durch Kugeln verloren hat. Doch Max will sich ändern, will
ein neues Leben beginnen. Er rasiert sich die Haare, schwört dem Alkohol
ab und fängt wieder von vorn an. Naja, zumindest wollte er das. Doch
wie immer kam etwas dazwischen. Etwas – das ist halb Brasilien, welches sich
als paramilitärische Gruppe organisiert. Diese Armee hat es auf die Leute, die
Max beschützen soll abgesehen. Und – es wäre sonst nicht Max Payne –
natürlich auch bald auf den depressiven Alkoholiker selbst. Es folgen
Tausende Explosionen, viele tote Söldner und noch viel mehr geschluckte
Painkiller. Kurz: Es folgt ein Actionfeuerwerk. Der Entwickler
Rockstar weiß einfach, wie man Action inszeniert. Nahezu alles in der
Umgebung kann zerstört werden. Max Payne zieht eine einzigartige Spur
der Verwüstung hinter sich her. Eine Spur, die man gern ansieht. Die
Action, das ist die Stärke von Max Payne 3.
Doch
die Action, das ist nur die Hälfte eines wahren Max Payne. Die andere
Hälfte, das ist die Inszenierung, die Geschichte – das ist Max’ Leben. Und
dieses kommt hier viel zu kurz. Verzweiflung und Depression bekommt der
Spieler zuhauf, doch was wirklich in Max passiert und was sich in seinem
privaten Leben rührt, das erfährt man nicht. Die große Stärke
der „Film-Noir“-Reihe spielt Teil 3 nicht aus. Er ignoriert sie
sogar einfach. Nur ganz selten kommen Anspielungen auf seine verstorbene
Frau und seine tote Tochter. Viel zu selten denkt er an Mona
Sax. Nicht einmal einen guten Übergang von Teil 2 zu Teil 3 har Rockstar
hinbekommen. Wo am Ende des zweiten Serienteils noch ein kleiner Funken
aufkeimender Hoffnung war, da ist zu beginn von Teil 3 nur noch
Alkohol. Plötzlich ist Max wieder in seinem alten Loch, auf einmal ist da
keine Hoffnung mehr. Wo ist sie hin? Was ist mit Max
passiert? Das Spiel klärt nicht auf und vertut damit eine riesige Chance.
Doch auch wenn hier unfassbar viel Potenzial verschenkt wurde, so ist
dieses Spiel doch immer noch nah daran, ein Meisterwerk zu sein. Denn auch
wenn die Geschichte sich nicht um Max Payne dreht, so steckt der
wütende Glatzkopf ja doch mit im Spiel. Und wenn er neben dem Verursachen
von Chaos eines beherrscht, dann ist es das Aufmuntern des Spielers. Denn
wann immer man sich schlecht fühlt, man glaubt, dass das Leben einen hasst,
dann muss man dieses Spiel spielen. Max wird einem zeigen, dass es immer
schlimmer kommen kann. Und er kann einem zeigen, dass Aufgeben keine
Lösung ist. So merkwürdig und bizarr es klingt – eigentlich löst die
alkoholabhängige, tablettensüchtige und depressive Hauptfigur beim Spieler gute
Laune aus. Schlimmer geht immer und Max Payne ist der Beweis
dafür.
Doch
wie ist nun das eigentliche Spiel hinter all dieser emotionalen
Fassade? Mit einem Wort: großartig. Es sieht fantastisch aus, es
steuert sich flüssig von der Hand weg und vor allem: Es macht einfach
unfassbar viel Spaß. Also zumindest fast immer. Ab und an, da zeigt
sich, dass Herr Payne eben kein Zukunftssoldat mit Superrüstung ist. Er
ist ein einfacher Mensch – und einfache Menschen sterben nun mal leider
schnell. Das kann extrem frustrierend sein, denn einige Abschnitte sind
wirklich richtig schwer. Daran trägt sicher auch das in die Jahre
gekommene Heilungssystem eine Mitschuld. In der Welt findet ihr
überall Painkiller, die einen Teil eures Lebens wieder
auffüllen. Sterbt ihr, während ihr noch mindestens eine Tablette über
habt, wirft Max sich diese automatisch in den Hals und beginnt in Zeitlupe zu
Boden zu sinken. Trefft ihr noch bevor ihr den Boden berührt den bösen
Mann, der euch gerade niedergeschossen hat, dann steht Max einfach wieder
auf. Wenn nicht, dann seid ihr tot. Das klingt ja ganz toll, beweist
sich in der Praxis aber mitunter als nicht machbar. Meistens habt ihr
keine direkte Schussbahn auf den Gegner und daher keine Chance ihn zu treffen. Oftmals
ist auch einfach alles voll mit Gegnern und trotz, dass die Kamera auf den
Übeltäter zentriert, wisst ihr einfach nicht, wen ihr töten müsst. Das
nervt, aber es hat auch einen Vorteil: Gratiszeitlupe für alle! Denn
die Bullettime, die hat der gute Max ja in Spielen eingeführt und bis
heute kann kein anderes Game der Payne’schen Zeitlupe Konkurrenz
machen. Es gibt kaum Besseres in einem Shooter, als das erhebende
Gefühl, wenn man sich in Zeitlupe eine Treppe hinunterstürzt und dabei in aller
Ruhe eine unglaubliche Übermacht an Feinden, einen nach dem anderen, mit
Kopfschüssen erledigt. Was für Jugendschützer nach einer Katastrophe
klingt, das ist für Gamer ein Riesenspaß.
Ein
Riesenspaß muss das Spiel auch für Drogensüchtige sein. Denn bei all den
ständigen Effekten hat man schnell das Gefühl, dass man unter Drogen
steht. Ohne Pause gibt es da ständige Schnitte, Aufpoppen von bunten
Farben, Unschärfeeffekte, wackelige Kameras und vieles mehr. Ruhe kommt
hier nie ins Bild und das stört mitunter gewaltig. Der eine oder andere
emotionalere, ruhigere Moment hätte sicher ohne diese Effektlawine besser
gewirkt. Es ist allgemein fragwürdig, wieso Rockstar das Spiel dermaßen
übertrieben mit Effekten zumüllt. Sicher – nach einer gewissen Zeit
gewöhnt man sich ja bekanntlich an alles und so stört der virtuelle LSD-Rausch
schnell nicht mehr. Dennoch wirkt diese Art der Präsentation befremdlich,
gerade bei einem Blick in die Vergangenheit der Serie. Wo in den ersten
beiden Teilen noch gezeichnete Comics als Zwischensequenzen dienten, da ist in
Max Payne 3 Ingame-Grafik mit dem Extratouch LSD.
Deutlich besser in die Serie passen da schon die abwechslungsreichen Schauplätze. Rockstar hat sich merklich bemüht, das serientypisch tolle Leveldesign aufrechtzuerhalten – und sie haben es fast immer geschafft. Zwar bietet Max Payne 3 keine Geisterbahn wie noch im zweiten Teil, doch auch ohne diese lässt sich die Welt schön ansehen. Das meiste des Geschehens spielt in Brasilien, doch auch die USA kommen nicht zu kurz. Wo es euch genau hin verschlägt, das kommt einem bösen Spoiler gleich – und solche Dinge tun gute Menschen nicht. Gute Menschen geben lieber ein Fazit zu Max Payne 3 ab!
Deutlich besser in die Serie passen da schon die abwechslungsreichen Schauplätze. Rockstar hat sich merklich bemüht, das serientypisch tolle Leveldesign aufrechtzuerhalten – und sie haben es fast immer geschafft. Zwar bietet Max Payne 3 keine Geisterbahn wie noch im zweiten Teil, doch auch ohne diese lässt sich die Welt schön ansehen. Das meiste des Geschehens spielt in Brasilien, doch auch die USA kommen nicht zu kurz. Wo es euch genau hin verschlägt, das kommt einem bösen Spoiler gleich – und solche Dinge tun gute Menschen nicht. Gute Menschen geben lieber ein Fazit zu Max Payne 3 ab!
Max
Payne ist Max Payne ist nicht mehr Max Payne. Rockstar hat dem Ex-Cop ein neues
Gesicht verpasst, ohne ihn komplett umzukrempeln. Neue Schauplätze, neue Frisur
und neue Präsentation, doch der Kern ist gleich. Auch mit Glatze ballert man
sich noch in Zeitlupe durch wunderschöne Umgebungen und zerlegt diese in ihre
Einzelteile. Auch in Brasilien ist Max Payne noch depressiv und
alkoholabhängig. Nur die fehlende persönliche Geschichte ist ein Manko, welches
dem einen oder anderen Fan der Serie sauer aufstoßen könnte. Doch auch wenn Max
Payne diesmal keine neue Mona Sax findet, so ist dieses Spiel ein Erlebnis,
welches jeder Actionfan erlebt haben sollte. Es erzählt hundertmal so viel
Geschichte wie ein Call of Duty, es ist tausendmal emotionaler als ein Crysis
und es bietet locker 15 Stunden Spielzeit. Jeder Actionfan sollte zugreifen und
jeder Max Payne-Fan hat sicher schon zugegriffen. Wenn nicht, dann wird es
höchste Zeit!
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