Samstag, 7. September 2013

Grand Theft Auto

           – Was GTA zu GTA macht –


Es gibt Spielereihen, die man ganz besonders ins Herz schließt. Bei mir sind das zum Beispiel The Legend of Zelda, Mass Effect oder Diablo. Jedes dieser Spiele hat es geschafft, mich für unzählige Stunden zu fesseln und zu unterhalten. Es gibt aber eine Spielereihe, die habe ich nicht einfach in mein Herz geschlossen. Ich habe sie auf einen Altar gesetzt, angebetet und ihr zwanzig Ziegen geopfert*: Grand Theft Auto. Wieso, weshalb, warum? Ein Antwortversuch.

Kein Spiel hat die Welt der Spiele so geprägt wie GTA 3. Die frei begehbare, offene, detaillierte und zu allerlei Blödsinn einladende Spielwelt namens Liberty City hat bis heute definiert, wie Open World-Games auszusehen haben. Titel wie Saint’s Row, True Crime oder sogar das kommende Metal Gear Solid wurden dadurch nicht nur beeinflusst, sondern sehr stark geprägt. Viele Entwickler haben versucht, an die Qualität eines GTA heranzureichen – doch bis heute hat dies keiner geschafft. Und das liegt eben nicht nur an den wunderschön detaillierten Welten wie San Andreas oder Liberty City. Es ist auch der augenzwinkernde Blick auf die westliche Kultur, die satirische Verarbeitung des amerikanischen Traums und auch die liebenswert bekloppten Charaktere, die ein GTA erst komplett machen. Rockstar North, früher als DMA Design bekannt, schafften es immer wieder, die erschaffenen Welten zu jeder Sekunde glaubwürdig und dennoch abgedreht wirken zu lassen. Die perfekte Mischung aus Realität und Wahnsinn erzeugen die einzigartige Atmosphäre eines Rockstar Games. Nie war man sich zu schade, offensichtliche soziale und wirtschaftliche Missstände in den USA und der ganzen westlichen Welt auf satirische Art und Weise offenzulegen und sich darüber lustig zu machen. Da gibt es im kommenden Gran Theft Auto V zum Beispiel eine Epsilon Sekte, die eine eindeutige Hommage auf die Scientologen ist. Oder die „Statue of Happyness“ in Liberty City, die anstatt einer Fackel einen Kaffeebecher in der Hand hält. Überall finden sich solche Anspielungen und bewegen den Spieler oftmals nicht einfach nur zum Lachen, sondern eben auch dazu, sich über die gezeigten Themen Gedanken zu machen. Kein anderes Entwicklerteam hat es bis heute geschafft, diesen schmalen Grat zwischen Satire und politischen Aktivismus so konsequent und perfekt nicht nur in ein Spiel, sondern in mehrere, teils riesige Welten einzubauen.


Doch es ist natürlich auch bei Rockstar nicht alles Gold, was glänzt. Die technische Seite der Spiele war nie die Stärke der GTA-Entwickler. Zwar sahen alle Teile zu ihren Zeiten wirklich gut aus, brachten aber immer auch eine dementsprechend unstabile Framerate und andere technische Probleme mit sich. So ist man in GTA IV schon gern mal durch die Windschutzscheibe geflogen, weil man gegen eine Wand gefahren ist, die erst in der Spielwelt aufpoppte, als wir uns schon wieder aufgerappelt hatten. Und dennoch ist es eben auch die Technik, die all die GTAs so besonders macht. Beleuchtung, Detailgrad der Gebäude und deren Bewohner, das Schadensmodell der Autos und die Physik (im Falle von GTA IV) dienen erheblich der immer grandios gelungenen Atmosphäre aller Grand Theft Autos. Und gerade diese Atmosphäre ist doch bei jedem Spiel einer der wichtigsten Stützpfeiler des Erfolges. Da kann das Spiel noch so sauber programmiert sein – ohne eine tolle Atmosphäre gibt es eben kein sonderlich tolles Spielgefühl. Das wohl beste Beispiel für die gute Atmosphäre der GTA-Reihe ist Vice City, welches viele Spieler noch heute binnen Minuten wieder in seinen Bann zieht. Die Farbgebung der Welt, das Design der Autos und Bewohner, die Klamotten und der hervorragende Soundtrack – alles kleine Puzzleteile, die sich am Ende zu einem grandiosen Großen und Ganzen zusammensetzen. Gerade Vice City ist ein Paradebeispiel dafür, wie man eine vergangene Epoche atmosphärisch in einem Videospiel umzusetzen hat. GTA steht daher auch für glaubwürdige, lebendige und unglaublich stimmige Welten, in denen man aufgrund all der Gewalt vielleicht nicht unbedingt leben will, in denen man aber jederzeit gern zum Spielen vorbeikommt. Und das ist doch vielleicht das größte, was man in einem Open World-Spiel erreichen kann.


Aber GTA wäre nicht GTA, würde die Genialität dort bereits aufhören. Lasst uns noch einmal nach Vice City springen. Wohl kein Grand Theft Auto wurde so stark durch Referenzen aus Filmen und Serien geprägt. Miami Vice, Scarface, Der Pate und viele andere Filme und Serien standen Pate für Schauplätze, Charaktere und Zitate. Als echter Nerd findet man kaum ein anderes Spiel, welches so feinfühlig und unterhaltsam mit Referenzen bedient wie eben GTA. Gerade durch diese Referenzen vertieft sich der enorme Detailgrad noch weiter. Viele Leute suchen regelrecht nach Anspielungen auf bekannte Filme in den Welten von GTA und werden dabei auf ihrer Suche nie enttäuscht. Daran merkt man auch, mit wie viel Herzblut die Entwickler bei der Sache sind. Und das in jedem einzelnen Grand Theft Auto, seitdem die Serie 1997 ihren Einstand feierte. Ein Beispiel? Schaut euch doch einfach mal die Villa an, die man in Vice City auf Starfish Island findet. Mehr Scarface geht in einem Spiel wohl kaum.


Doch auch wenn es so scheint, als seien alle GTA-Teile nach einem einheitlichen Erfolgsrezept gemacht, so unterscheiden sich die einzelnen Serienteile vom spielerischen Aspekt her mitunter deutlich. Neben offensichtlichen Weiterentwicklungen der grundlegenden Spielmechaniken wie dem Fahren und dem Schießen und natürlich dem gigantischen Unterschied zwischen den 2D und 3D GTAs ist es vor allem das Thema der Größe und der Freiheiten, dass die einzelnen Teile mitunter deutlich voneinander unterscheidet. Am deutlichsten wird dieser Unterschied wohl bei San Andreas und GTA IV. Während San Andreas auf pure Größe und unendliche spielerische Freiheit setzt, gilt GTA IV eher als ein Open World-Spiel mit klaren Restriktionen, einer kleineren Welt und weniger Möglichkeiten. Während in San Andreas die Größe alles bestimmte, so sind es in GTA IV eben gerade die Kleinigkeiten gewesen, die das Spiel so besonders gemacht haben. Mit dem neuesten Teil, Grand Theft Auto V, wird man wieder auf die Sand Andreas-Linie umschwenken und dem Spieler mehr Freiheiten überlassen. Wobei Rockstar hier sicher versuchen wird, den Detailgrad aus GTA IV nicht nur zu übernehmen, sondern sogar zu übertreffen. Dank immer besserer technischer Möglichkeiten ist dies vielleicht sogar möglich. Dennoch: Es wird spannend zu sehen sein, in welche Richtung sich die Serie in den kommenden Jahren und Jahrzehnten stärker entwickelt. Aber egal, was die ferne Zukunft bringt: In wenigen Tagen kommt GTA V raus!


Und mit eben diesem Grand Theft Auto V, welches am 17. September erscheint, wird wie bereits gesagt wieder voll auf Bombast gesetzt. Die Welt wird in etwa doppelt so groß sein, wie das echte Manhattan – das ist größer als San Andreas, das Liberty City aus GTA IV und die Welt von Red Dead Redemption zusammen. Aber Rockstar Games wären keine Rockstars, würden sie diese Welt nicht auch mit Inhalten füllen. Drei Hauptcharaktere, unzählige Autos, Motorräder, Flugzeuge, Hubschrauber und Boote, Freizeitaktivitäten wie Golf, Yoga und das Zocken an den Börsen, unzählige zufällige Missionen und vieles mehr. Grand Theft Auto V wird im Open World-Genre, wie alle seine Vorgänger, neue Maßstäbe setzen. Und am Ende ist wohl gerade dies das Entscheidende: Rockstar North beweist seit dem ersten Teil, dass sie einfach wissen, was die Leute in dieser Zeit wollen, ohne dabei auf Fortschritt zu verzichten. Sie verbinden die Wünsche der Fans mit neuen, eigenen Ideen und haben ein unglaubliches Talent dafür, diese beiden Dinge immer wieder zu einem großartigen Paket zu schnüren.


Und genau dafür lieben wir doch Grand Theft Auto. Es schafft es einfach immer wieder, die Messlatte noch ein Stück höher zu setzen, die Erwartungen zu übertreffen und Spieler auf der ganzen Welt über Monate, wenn nicht sogar Jahre zu fesseln. Das schafft einfach keine andere Spielereihe – auch kein Zelda und auch kein Mass Effect!

*Für diesen Text wurden keine Tiere verletzt oder getötet.

2 Kommentare:

  1. Die kleine Fußnotenreferenz auf die Tiergeschichte von GTA V ganz unten hat mir gefallen :D Aber auch sonst der ganze Artikel! :) Letztens wurde ja das Remake von Teil 1 in "3D" angekündigt, doch nach dem Screenshot war ich nicht mehr so begeistert, sondern unangenehm in die Spätneunziger zurück versetzt: Anfangs-3D... brrrr *bibber* Gruselige Grafikepoche.^^

    Aber ich weiß noch ganz genau wie krass ich GTA III gefeiert habe als ich endlich selbst Hand anlegen konnte. *___* Und ich hab's den ganzen verdammten Sommer wie bekloppt durchgesuchtet. Noch heute nostalgisch einer meiner GTA-Favouriten.

    PS: Du wurdest in meinem neuesten Post namentlich erwähnt. Was hältst du davon? :)

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    1. Vielen Dank erstmal für den Kommentar und da Lob!
      Von dem Remake habe ich auch gehört, aber das ist doch wirklich was für krasse Nostalgiker. Die Grafik ist aus heutiger Sicht wirklich brutal hässlich - vor allem in 3D.
      GTA 3 war mein erstes GTA und daher hab ich das natürlich auch krass gefeiert. Wie riesig einem damals die Welt vorkam :D Wenn man die heute sieht, bekommt man ja fast schon klaustrophobische Zustände..
      Dass ich in deinem Blog erwähnt wurde freut mich - aber dazu sage ich später nochmal mehr bei dir in den Kommentaren.

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