Ich schreibe diesen Text nur wenige Momente, nachdem ich das
Lenkrad zur Seite gelegt habe. Eigentlich wollte ich ein paar Runden in meinem
liebsten Rennspiel drehen – in F1 2018. Doch innerhalb von Sekunden stellte ich
fest: Einmal aufgestiegen, gibt es kein Zurück mehr. Es soll in diesem Text um Virtual Reality gehen, um die
realistische Simulation von Motorsport und um Spiele, die einem alle anderen madig
machen. Das mag zunächst arg zusammenhanglos wirken, doch ist es das
mitnichten. Denn wie ich nach meiner sehr kurzen Session in Codemasters
aktueller Simulation der Königsklasse des Motorsports feststellen musste,
passen diese drei Themen sehr wohl zueinander. Aber eins nach dem anderen.
Vor einigen Wochen, da wagte ich endlich den Schritt in die
virtuelle Realität. Ich kaufte mir für absurd viel Geld eine Oculus Rift,
nachdem ich bereits wochenlang mit diesem Gedanken spielte. Wenn das Gefühl,
etwas haben zu wollen, mich einmal übermannt hat, dann habe ich eben kaum noch
Kontrolle über meinen Geldbeutel. Die ersten Momente mit der Bildschirmbrille
auf dem Kopf waren atemberaubend schön. Und als Sim-Racing-Fan war mir schnell
klar, wofür ich die Rift am häufigsten verwenden werde. Das Problem: F1 2018,
mein mit Abstand liebstes Singleplayer-Rennspiel, bietet keine
VR-Unterstützung. Also musste ich ausweichen. Ich probierte mich durch allerlei
Simulationen – von Raceroom Racing Expierience über Rfactor 2 und Project Cars
2 landete ich schließlich beim teuersten aller teuren Rennspiele – bei iRacing.
Gefeiert für seinen konkurrenzlos guten Multiplayer, gehasst für sein
kundenunfreundliches Bezahlsystem mit Abos und (!) Ingame-Käufen, ist es vor
allem ein verdammt gutes Rennspiel. Und nach Project Cars 2, was nur in seinen
seltensten Momenten an diese Qualität herankommt, das Rennspiel mit der besten
VR-Einbindung. iRacing mit einem VR-Headset zu spielen, das ist eine wahre
Offenbarung für Freunde von Rennsimulationen. Auch, wenn man dafür mindestens
100 Euro im Jahr blechen muss.
Was iRacing ausmacht, das ist das faire Racing. Wer so viel
Geld für ein Spiel ausgibt, der tut das nicht, um ab und an andere Leute zu
Klump zu fahren. Allein der Preis sortiert hier die Spreu vom Weizen. Bevor ich
auf diesen Titel gestoßen war, konnte ich nur in sehr wenigen Momenten das
Fahren gegen andere, echte, Spieler genießen. Zu oft waren Lags, zu oft
schlicht schlechtes Fahren anderer Spieler im Weg. Und nie habe ich ein Spiel
gefunden, das vernünftiges Matchmaking betreibt. iRacing ist da anders. Dort
Seite an Seite mit einem anderen Spieler in eine Kurve zu fahren, das löst
keine Angst vor dem nächsten Crash aus. Nein, in dieser Simulation ist das
pures Adrenalin, purer Spaß. Genau das, was ich mir immer gewünscht habe. Nur
leider fehlt in iRacing die KI – fahren gegen den Computer ist hier schlicht
nicht möglich. Und manchmal, da will ich mich nicht mit echten Menschen
anlegen. Manchmal, da will ich Unfälle bauen dürfen, ohne ein schlechtes
Gewissen haben zu müssen. Genau dafür, und weil die neue Netflix-Doku mir
einfach Bock darauf gemacht habe, wollte ich nun endlich mal wieder mein
geliebtes F1 2018 auspacken. Ganz ohne VR, ganz ohne Online-Action, ganz ohne
perfekt simulierte Physik. Einfach Spaß mit schnellen Autos.
Doch genau dieser Spaß ist es, den ich mit diesem Spiel
nicht mehr haben kann. Keine VR-Brille beim Fahren zu tragen, das ist jetzt
einfach ungewohnt. Alles wirkt plötzlich so klein und umschauen kann ich mich
auch nicht mehr. Viel zu unübersichtlich wirkt plötzlich alles. Und dann diese
Physik. Eigentlich würde ich F1 2018 mehr als Simulation denn als Arcade-Racer
bezeichnen. Zu detailliert wird die Temperatur der Reifen und Strecken
berechnet, zu wichtig ist dabei das Wetter. Und doch fehlt mir der Kontakt zum
Auto. Weder kann das Force Feedback sonderlich begeistern, noch habe ich das
Gefühl, wirklich das Fahrzeug zu steuern. Plötzlich fühlt sich dieses Spiel,
das ich so lang geliebt und gefeiert habe, einfach falsch an. Einfach nicht
realistisch. Kurzum: iRacing hat mir F1 2018 versaut. So kann ich nur hoffen,
dass Codemasters in ihrem kommenden Formel-1-Spiel alles besser machen. Am
wichtigsten ist mir aber der VR-Support. Denn ohne den, so habe ich heute
festgestellt, kann ich kein Rennspiel mehr spielen. Zumindest keins, das einen
Simulationsanspruch hat. Irgendwie finde ich das ja schade, aber Zeit mich groß
damit zu beschäftigen habe ich nicht. Das nächste Rennen in iRacing startet
nämlich gleich.
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